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Trinken und das Essen dazu.

Unvernünftige Bierwerbung / Beispiel Nr. 6

Unvernünftige Bierwerbung / Beispiel Nr. 6 published on
Text-Bild-Schere wie aus dem Lehrbuch

Für ein Bier den Werbeanspruch „Kein anderes“ zu formulieren, klingt immer anmaßend, selbst wenn der Slogan auf das beste Bier der Welt zielte und nicht auf „Kronsberg“, ein in Lingen an der Ems gebrautes und dort vertriebenes Discount-Bier. Besonders unpassend ist er für ein Bier ausgerechnet aus Braufabriken der Radeberger-Gruppe, die mehr als 50 Biere zusammenbraut und mit Etiketten versieht. Von wegen: Kein anderes! (s. Bildnachweis)

Unvernünftige Bierwerbung / Beispiel Nr. 5

Unvernünftige Bierwerbung / Beispiel Nr. 5 published on

Werbung ist irreführend, gewiss, doch führt jene von NOLTE-Bier inhaltlich allzu weit in die Irre. Bier an sich ist niemandes Ziel, abgesehen allein von Angehörigen der ehrwürdigen Zunft der Brauer. Da es der Kölner Ich-möchtegern-brauen-Brauerei Nolte einer Brauerei im Stadtgebiet mangelt, lässt sie ihre Flaschen in Bayern füllen. So gesehen verfolgt sie als Produzent mit eigenem, wenn auch ferngebrauten Bier ein zwar glaubwürdiges, aber nur wenig originelles Ziel.

An Konsumenten gerichtet, die im Marketing auf der Straße bekanntlich angesprochen und gewonnen werden sollen, funktioniert der Slogan überhaupt nicht. Für sie ist Bier niemals Ziel, sondern immer Mittel zum Zweck, sogar für deren viele. Der Erfolg des beliebten Volksgetränks Bier speist sich gerade daraus, dass es so mehrzweckdienlich ist. Bier unterstützt den gesunden Appetit wie den ungesunden Auswurf, fördert die Geselligkeit ebenso wie die Einsamkeit, befördert die Partnerauswahl (vgl. „Der Zug hat keine Bremse“/Malle Anja) und torpediert diese (vgl. ebenda). Bier ist triebfördernder Treibstoff wie schlaffmachender Weichmacher. Bier ist ebenso Pre-Sex- wie After-Sport-geeignet. Niemals aber ist Bier dabei das Ziel. Es erfüllt keinen Selbstzweck.

Den Werkzeugcharakter des Genussmittels illustriert ein einfaches Gedankenexpertiment. Als hinzu kommender Kneipengänger zu später Stunde werden Sie vor die Wahl gestellt, wen an der Theke sie erobern möchten: ein anderes einsames Herz oder einen Zapfhahn? Statt vorschnell zu antworten, bedenken Sie: Ein Bier kann man sich nicht schöntrinken, einen unter Hast gefundenen Verkehrsteilnehmer sehr wohl! Ein schlechtes Bier schmeckt mit jedem Schluck schlechter, während ein zufällig verfügbarer Sexualkandidat mit jedem Schluck an Attraktivität gewinnt. Wir sehen: Wäre Bier wirklich das Ziel, ein jeder bliebe für sich.

Unvernünftige Bierwerbung / Beispiel Nr. 4

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Selten appellieren Brauer in der Bierwerbung an die Intelligenz ihrer Kundschaft. Aus gutem Grund setzen sie kulturelle oder historische Kenntnisse nicht voraus. Denn gelingt das werbliche Unterfangen und die Zielgruppe fängt eifrig zu trinken an, löscht sich allmählich, was da war, und die Werbung zielt mehr und mehr ins Leere. Der Geist weicht dem Geistigen. Wissensdurst ist eine Plage, die sich mit Kölsch besonders erfolgreich auslöschen lässt. Die wenigen hellen Köpfe im Kölner Stadtgebiet, die je noch zum Kölsch greifen, unterlassen das nach wenigen Versuchen, so der durchreisende Sänger und Pilot der Heavy-Metal-Band Iron Maiden, Bruce Dickinson.1

Die anderen in Köln, die allen körperlichen und geistigen Warnsignalen zum Trotz die lokale Biersuppe weiterlöffeln, gehen auf der Treppe nach unten. Sie werden Studenten an der Universität zu Köln, und wenn sie später nicht selbst bei der Stadt arbeiten oder im Rat sitzen, betrachten sie deren Unfähigkeit als Lebensgesetz, das sie hinnehmen, aber nicht verstehen. Kölsch macht eben stumpf, nicht schlau.

Treppe, Pferde, Leidenschaft: Hä?

Wer nach guter Kölner Lebensart beim Warten auf die U-Bahn, auf dem Spielplatz vor der Kita oder unter der Wasserkanone im Attraktionsbecken des Stadionbads stehend nicht nur tief ins schmale Glas schaut, sondern bildungshungrig auch das Flaschenetikett studiert, findet dort im Kleingedruckten einen Text, den heute keiner mehr versteht, so angestrengt und lange man auch darauf blickt. Niemand, den wir an besagt-beliebten öffentlichen Konsumräumen der Domstadt mit einer Pulle des REWE-Kölschs Richmodis antrafen, wusste, was ihm der Werbetexter da zu erzählen versuchte. Das war den befragten Kölnern übrigens auch sehr egal, wie im Übrigen alles andere auch.

Lediglich ein Nicht-Kölner legte einen Funken Interesse an den Tag, vermutlich weil er sich erst kurz auf Kölner Boden aufgehalten hatte. Er war zu kurz in der Stadt, um den Fehler des Bruce Dickinson begehen zu können, im Vertrauen auf die Weisheit der Einheimischen einfach auch das zu trinken, was diese trinken. Ebenso war er zu kurz da, um bereits von dem sedierenden Odium befallen zu sein, das aus öffentlichen Mülleimern entströmt, die in Köln bis auf Pfandflaschen ungeleert bleiben. Der rottige Muff wirkt im geografischen Sinn als örtliche Betäubung, die unweigerlich alle Ortsansässigen früher oder später anfällt und überwältigt, bis sie ihn selbst ausströmen und an andere weitergeben. Nicht so unser Gewährsmann, der tatsächlich wissen wollte, worum es bei dem Klappentext der Flasche denn nun also gehe!

Als ihm der Schleier der Unwissenheit gelüftet wurde und die Wahrheit in aller Nacktheit hervortrat, bereute er seine Neugier und er bettelte darum, wieder unter oben genannten Schleier schlüpfen zu dürfen. Nach zwei Schlucken Richmodis-Kölsch erreichte er dieses Ziel und vergaß die grauenhafte historische Begebenheit, aus deren Erwähnung sich die Brauerei einen positiven Marketing-Effekt verspricht. Ungeheuerlich!, wenn man weiß, worum es bei der Geschichte mit den Pferden, der Treppe und der unsterblichen Liebe wirklich geht: Familiengründung mit einem Zombie!

Köln im Jahr 1357: Die Frau des Bürgermeisters stirbt an der Pest und wird beerdigt. Sie steht aus dem Grab auf, geht nach Hause und klopft. Er glaube nicht, dass sie es sei, sagt der Witwer. Eher als seine Frau vor der Tür fände er seine Gäule die Treppe rauf oben unterm Dach. Als dem plötzlich so ist, heißt er die Untote willkommen und macht ihr drei Kinder. Beide Eheleute waren aus edlem Bürgerblut und entstammten reichen Familien, im damaligen Köln wie einige andere patrizische Sippschaften Die Geschlechter genannt. Vielleicht liefert derart skandalöses Paarungsverhalten die Erklärung, warum Eliten in Köln innerlich so verrottet sind? Neben dem Kölsch, selbstverständlich.

  1. „Die Hölle ist ein Ort, an dem es nur Männer gibt, die Kölsch trinken … Einige der schlimmsten Katertage meines Lebens habe ich dieser Plörre zu verdanken … Es ist mir unbegreiflich, wie man sich das freiwillig durch den Hals jagen kann, wo es in Deutschland so wunderbare Biere gibt.” (Bruce Dickinson im: Rolling Stone) ↩︎

Flügel, die tatsächlich verschwunden sind

Flügel, die tatsächlich verschwunden sind published on
Flügel in Auflösung 2020 Meinung ohne Ahnung

Die einzigen Flügel, die verschwunden sind, sind diese. Sie haben sich aber nicht in Luft aufgelöst, sondern sind – dem Energieerhaltungsgesetz der Thermodynamik unterliegend wie alles andere Seiende, Dräuende und Werdende – irgendwie immer noch da. Über ihren jetzigen Aufenthaltsort und Aggregatzustand schweigen wir uns lieber aus.

Doch mehr Spaß mit Glas

Doch mehr Spaß mit Glas published on

Bier in Plastikbechern ausschenken müssen: Das ist so eine Vorschrift im Karneval geworden. Plastik reizt zur Kotze, besonders, wenn Kölsch im Becher landet. Der dünne Kunststoff in den warmen Kölner Händen unterstützt katalytisch die Verwandlung von Bier in Erbrochenes. Rund um den Dom, wo sich Wirte das Jahr über nicht mal trauen, Gästen ihr temperaturempfindliches Lokalbier in Gläsern vernünftigen Volumens vorzusetzen, ändert ein Verzehrzwang auf bis zu 0,4 Liter große Plastikfolianten die Trinkgewohnheiten und damit alles, inkl. Umgangsformen. Wegen Schalgeschmacks, der die meisten Kölsch bereits kurz nach dem Verschwinden der Schaumkrone befällt, überreicht der Köbes mit spitzen Fingern sogenannte Kölschstangen von 0,2 Liter Fassungsvermögen. Außer dann, wenn es richtig was zu feiern gibt. Wie an Karneval.

Was soll eine Woche lang herumliegen — Scherben oder Erbrochenes?

Brings-Bier im Karneval 2012

Mehr Spaß ohne Glas Brings Köln 2012 Meinung ohne Ahnung


Die Idee vom Glasverbot fand im Jahr 2012 lokalprominente Unterstützer in der Band BRINGS. Sie predigten den Plastikbecher. Trinken, so was von typisch kölsch, selbst aber aus Glasgefäßen. Vom Paulus auf hohem Ross zum Saulus mit Flasche in der Hand.

Brings-Bier im Karneval 2019

Mehr Spaß mit Glas Brings Köln 2019 Meinung ohne Ahnung