Die einzigen Flügel, die verschwunden sind, sind diese. Sie haben sich aber nicht in Luft aufgelöst, sondern sind – dem Energieerhaltungsgesetz der Thermodynamik unterliegend wie alles andere Seiende, Dräuende und Werdende – irgendwie immer noch da. Über ihren jetzigen Aufenthaltsort und Aggregatzustand schweigen wir uns lieber aus.
Provinzgeister aller Gesinnungen, reist herbei! Vereinigt euch am gemeinsamen Sehnsuchtsort, dem Ting- und Tingelplatz Köln! Der Horizont endete hier immer schon bei Worringen, und das in Raum UND Zeit!
Delegierte von AfD und Antifa-AfD! Berichtet aus eurem Dorf und diskutiert sie, die Weltlage! Die geht uns alle an, vor allem euch. Kommt, Ärsche, zusammen, Zäng ussenander!
Proaktivisten und Contrareaktionäre! Ihr Gutsten und ihr Bösen! Trefft aufeinander und seht, wie gleichmäßig großzügig Gott die Engstirnigkeit unter euch verteilt hat, egal für welche Farben ihr fechtet.
Ob aus Saxn, Sülz, Westfalen: Als Feinde mögt ihr gekommen sein. Heim geht ihr als Depp.
Am politischen Aschermittwoch saufen unsere Parteien ritualisiert in Bayern. Dann ist erst mal Schluss mit Bürgerbräu. Wie man nu aber auch in der Fastenzeit ein politisch erregtes Gesicht mit Alkoholkonsum verbinden kann, drängt es Kölner Kneipiers zu demonstrieren. In einem Polit-Doodle verabreden sie sich heuer zur gemeinsamen Annonce einer Darstellung von sich selbst – als politische Widerstandsnester.
Die Heldentat: „Lasse’mer Bierdeckel drucken“ mit der Botschaft, NAZIS das lokale Getränk verweigern zu wollen.
Hintergrund: The AfD comes to town …
Die Folge: Jeder, der sich binnen Kampagnenfrist ein KÖLSCH bestellt, was sehr viele, selbst Einheimische, aus so einigen Gründen sonst nicht mehr tun, darf sich darob gleich als guter Mensch fühlen. Selbst wenn er den besoffenen Kopf voller Hass auf Ausländr nach Hause trägt oder wie’n Rohrspatz ketzt auf Schwule, Bitches, Köbesse, wen auch immer.
Wann, wann genau, ist politisches Engagement eigentlich so billig geworden.
Die Botschaft des zeitlebens durch Steuergeld abgesicherten, darum wohl immer flott gelaunten und provokationsfröhlichen AfD-Parteiredners Björn Höcke an „unser liebes deutsches Volk“, d. h. an den „total besiegten“ Volkskörper, in dem „noch ein kleines Fünkchen Selbstbehauptungswille“ brennet usw. … Eine selten gewordene deutsche Shownummer, nun je.
Was am Abend des 17. Januar 2017 im Dresdener Ball- und Brauhaus Watzke stattdessen an viel Wichtigerem geschah, zumindest aus einer innersächsischen Perspektive:
Es traf ein in Thüringen ranghoher AfD-Politiker rheinländischer Abstammung auf übliche Pegida-Dresdner und verstand es, diese in ihrer lokalpatriotischen Einfalt und unfiltrierten Bierseligkeit so zu BAUCHMIEZELN, dass sie sich sogar dann zum Beifall animieren ließen, als er ihnen mit Blick auf die Jugend von morgen etwas von „neuen Preußen“ vorschwärmte.
Aus sächsischer Sicht traf sich da ein Haufen Landesverräter.
PS: Wirklich geschichtsbewusste Dresdner halten die Preußen, die ersten Flächenbombardierer ihrer Stadt, keineswegs für Vorbilder, sondern pflegen eine gewisse Animosität, etwa so wie auch die Bayern.
PS2: Bauchmiezeln ist ein landestypisches Wort für Bauchpinseln / Honig um den Bart schmieren / jmd. gewogen stimmen. Einwohner der sächsischen Landeshauptstadt gelten dafür als äußerst, äußerst anfällig.
Kleiner Tipp: Oberbegriff der Feindbilder dieses ausgesuchten Demonstrationsteilnehmers, bei der Zelebration von 2 Jahren Pegida in Dresden. Unwort des Jahres 2016.