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11 Gründe, Köln NICHT zu besuchen

11 Gründe, Köln NICHT zu besuchen published on

1 seit 2014 nicht in Betrieb gestellt
2 seit 1999 geschlossen (ohne Bautätigkeit)
3 seit 2017 geschlossen wg. Wasserschaden (ohne Bautätigkeit)
4 seit 2007 in Planung (ohne Bautätigkeit)
5 seit 2018 in Sanierung (bis 2028) [vgl. Neubau: 1927-1929, 2. Neubau: 1949-1951]
6 seit 2018 geschlossen (ohne Bautätigkeit)
7 seit 2009 (Einsturz) Baustelle bis 2028
8 seit 2012 in Sanierung (bis 2024)
9 seit 2019 geschlossen (ohne Bautätigkeit)
10 seit 2014 einsturzgefährdet (für Lkw gesperrt bis 2024)
11 Baustopp von 1528 bis 1842

Alchemisten erfolgreich: Ehrenfelder Butzen jetzt Betongold!

Alchemisten erfolgreich: Ehrenfelder Butzen jetzt Betongold! published on

Der Immobilienmarkt nennt’s ein angesagtes Viertel: bunt, lebendig, quirlig, hip. Diese Begriffe aus der Welt der Makler und Immoscouts muss ertragen, wer in Ehrenfeld eine Wohnung sucht oder einen Laden mieten möchte. Weil immer mehr einkommenstarke Bevölkerungsqruppen dem Glauben verfallen, dieses ehemalige Kölner Arbeiter- und spätere Armenviertel sei irgendwie special, finden Immobilieneigentümer immer öfter jemand, der ihre Preisvorstellungen erfüllen mag. Die steigen und steigen. Ein Café zu mieten, kostet heute das Dreifache wie vor 15 Jahren. Gleiche Fläche, dreifacher Preis. Der befristete Gewerbemietvertrag wird alle paar Jahre mit dem Argument angepasst, die Kaufkraft in Ehrenfeld sei doch gestiegen: dank all der hippen neuen Leute aus dem Akademikermilieu. Hinzu kommt die Stadt, die für die Außengastro beherzt abkassiert.

Was die Preistreiber nicht erwähnen, ist die herrschende Enge und die mangelnde Qualität der Bausubstanz. Anders als in den von Alleen durchzogenden Gründerzeitvierteln Berlin-Prenzlauer Berg, Leipzig-Lindenau oder Chemnitz-Kaßberg gibt es in Köln-Ehrenfeld keine breiten Straßen und keine beeindruckenden ausbaufähigen Altbauten, die einer Wiederbelebung harren. Was an Altbau da ist, nennt sich Drei-Fenster-Haus, was auf die beschränkte Größe der Wohnungen hinweist, im Durchschnitt unter 60 Quadratmeter. Fiel der Bau in die Nachkriegszeit, sind die Wände so dünn, dass man den Nachbar schnarchen hört. In den 70er-Jahren galt diese Bausubstanz als so lausig, dass der Stadtteil zum Abriss vorgesehen war. Man nannte das Flächensanierung, zu der es dann doch nicht kam. Stattdessen förderte die Stadt Köln mal einen Lückenschluss, dort einen Kindergarten, da ein Kulturprojekt. An der Bausubstanz änderte das wenig, auch wenn die meisten Ehrenfelder Mieter heute immerhin in ihrer Wohnung pinkeln können statt dafür runter müssen auf die halbe Treppe.

Wie es wirklich um die Immobilie Ehrenfeld bestellt ist, befindet der städtische Abschlussbericht des Sanierungsprojekts Ehrenfeld-Ost, der nach 20 Jahren städtischer Sanierungsmühen ehrlicherlicherweise feststellt: „Eine besondere Eigenart des Sanierungsgebietes sind die kleinteiligen Flurstücke, die starke Überbauung der Blockinnenbereiche und dadurch bedingt der Mangel an ausreichenden Grün- und Freiflächen … Trotz deutlicher Substanzmängel genießt das Quartier eine steigende Attraktivität als Wohnstandort mit urbanen Qualitäten.“ Seitdem entwickelt der Hype das Viertel weiter. Mithilfe von Niedrigzinsen und Stadtteilmarketing hat die Immobilienwirtschaft geschafft, was unmöglich schien: Brösel als Betongold glitzern zu lassen.

Stadtrat Köln cancelt Adenauer

Stadtrat Köln cancelt Adenauer published on

 Köln. Der Stadtrat von Köln tilgt sämtliche Erinnerungen an den früheren Oberbürgermeister Konrad Adenauer aus dem Stadtbild. Straßen und Plätze werden umbenannt, Denkmäler demontiert. In einer gemeinsamen Selbstverpflichtung erklären die Kommunalvertreter, Adenauers Namen und Verdienste nie mehr öffentlich würdigen zu wollen.

Straßen und Plätze umbenannt

 Der Beschlussvorschlag des Mehrheitsbündnisses aus Grünen, CDU und Volt stieß bei allen Parteien im Rat auf Unterstützung. „Niemand von uns will ständig daran erinnert werden, dass Köln früher einmal sehr gut regiert wurde“, sagte die Fraktionschefin von Volt. Der Antrag solle das Ansehen der Lokalpolitik verbessern, das seit Jahren von peinlichen Misserfolgen getrübt werde. Fehlende Schulen, Kostenexplosionen städtischer Bauten und Kürzungen beim Nahverkehr seien nur einige der Mängel, die dem Stadtrat angekreidet würden.

 Adenauers Vorbild demotiviere zudem den Nachwuchs, sich politisch zu engagieren. „Immer hält man uns vor, was der damals alles erreicht hat!“, rief die Lokalpolitikerin in den jubelnden Sitzungssaal.

Ford und Flughafen

 Adenauer führte die Stadt zwischen 1917 bis 1933. In diese Epoche fielen Gründungen und Bauten, die Köln bis heute prägen: Messe, Flughafen, Mülheimer Brücke, Fordwerke, Stadion. Mit Weitblick reservierte er den Grüngürtel für die Naherholung der Bevölkerung.

Wir schaffen den Dom aus Kölle

Wir schaffen den Dom aus Kölle published on

Köln kann vieles nicht. Schulen, Opern, Stadtarchive, Turnhallen, Brücken, Museen, Fernsehtürme, nicht mal Hubschrauberlandeplätze. Alles marode, geschlossen oder unvollendet. Alles so seit Jahren. Alles passt zu Köln.

Eins passt nicht: der Dom. Der ist einmalig, stilvollendet wie aus einem Guss, und, total verrückt, er ist fertig geworden. Wenn der Kölner wenigstens eine Sache richtig gemacht hat, ist es der Dom. Hat er aber nicht. Ab 1248 bauten die Ahnen zwar nach Kräften, die aber mit der Zeit erlahmten. 1520 ließen sie die Kelle fallen und begannen das Leben nach der kölschen Art, die Dinge hinnimmt statt angeht. Fortan waren sie mit dem Anblick von dem zufrieden, was eben da war: Domchor und ein halber Turm. Der Baukran blieb weithin sichtbar oben drauf, wenn auch für 300 Jahre unbenutzt. Das waren Kölner Haltung und Zustand bis 1842. Sie sind es bis heute, doch genau darüber täuscht uns die Pracht des Doms.

Lokalstolz auf den Dom ist ein Schmuck mit fremden Federn

Dass damals die Bauarbeiten wieder aufgenommen und bis 1880 abgeschlossen wurden, ist alles andere als lokale Leistung. Der Lokalstolz trägt fremde Federn. Erst gingen Kölner, die es selbst nicht hingekriegt hatten, den Fremdherrscher Napoleon mit dem Wunsch an, ihnen bitte den Dom zu vollenden. Nach dessen Abgang wandten sie sich an den nächsten Fremdherrscher, der von ihnen Besitz nahm. Als Kronprinz beim ersten Rundgang angefixt, machte Friedrich Wilhelm IV. als Preußenkönig das Domding zu seinem Projekt. Die Fertigstellung des historischen Stückwerks passte hervorragend zu seinem anderem Projekt, der Vereinigung des kleinstaatlichen Flickenteppichs zum deutschen Kaiserreich. Ohne diesen Nutzen als Nationalsymbol hätte Köln nie den Dom bekommen, der heute da steht.

Man kann nicht wissen, wie Geschichte sonst verlaufen wäre. Angesichts des aberwitzigen Scheiterns schon an kleinen Bauaufgaben darf behauptet werden: Niemals wären das zeitgenössische Köln und seine Politik in der Lage, einen Dom zu bauen und zu vollenden. Es ist darum unehrlich, wenn sie sich damit schmücken. Zurück zum vorpreußischen Zustand! Herunter damit aufs Kölner Niveau!

Touristen genügt ein begehbares 360-Grad-Panorama

Warum nicht? Die Bevölkerung störte sich 600 Jahre lang nicht am peinlichen Anblick einer offenen Baustelle. Dieser langen Stadterfahrung eigener Vergeblichkeit stehen gerade mal 150 Jahre der Silhouette mit dem perfekten Gotteshaus gegenüber. Dieses Asset mit Weltgeltung haben für sich vereinnahmt: Kaiser, Bischöfe, Nazis, Oberbürgermeister, Karnevalisten, Touristenwerber, Firmen und noch jeder Immi, wie er überall in der Stadt zu finden ist, nur nie im Dom, außer er kriegt Besuch von auswärts. Das Weltkulturerbe öffnet seine Pforten hauptsächlich für Reinraus-Touristen. Wem würden sie fehlen?

Die Phantomschmerzen der Kölner Krämerseele ob des Teilabrisses lassen sich mildern. Im Theater-Dauerprovisorium auf dem Breslauer Platz würden keine Musicals mehr laufen, sondern es würde zum 360-Grad-Panorama ausgemalt, wo der zahlende Pilger sehen kann: So hätte der Dom ausgesehen, wenn er je fertiggestellt worden wäre. Innen und außen. Wow. Und dann geht der beeindruckte Mensch raus, fällt aus den Wolken und wird geerdet, wenn er sieht: So ist Kölle.

Mögen die Spiele beginnen

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Der wahre Blick ins Stadtarchiv macht es natürlich noch viel schlimmer. Die Institutionen des Kölner Karnevals (Sitzungs-Haha, Herrscherclown, Umzüge) wurden vor 200 Jahren von Kölner Bürgern gar nicht gegen die neuen Herrscher aus Preußen angelegt, sondern richteten sich gegen den damaligen Partypöbel. Der sollte eingehegt werden. Band 9 der Kölner Stadtgeschichte aus dem Greven-Verlag (Köln in preußischer Zeit) zitiert einen Juristen als Zeitzeugen, der berichtet, „die rohe Volksklasse“ sei „in Vermummungen auf den Straßen umhergezogen, welche nicht selten den Schönheitssinn beleidigten, und so die gebildetere Klasse von aller Theilnahme ausschloß“. Den servilen Herrschaften des sich ehrlicherweise selbst so nennenden FESTORDNENDEN KOMITEES war es zu peinlich, was das besoffene Volk da alljährlich verkleidet und verlustierend an Mummenschanz auf den Straßen aufführte. Erste hygienische Maßnahme: Frauen raus. Die durften nicht in die Versammlungen, nicht auf die Bühne und nicht in den Zug.

Der angeblich antipreußische Charakter des Karneval ist vermutlich ein Mythos. Die Preußen hatten 1823 gar nichts dagegen, die Feierei in geordnete Bahnen zu lenken. Sie gestatteten Straßenkarneval an drei Tagen. Alle Maskierten hatten eine Ausweiskarte bei sich zu tragen, die sie bei der Wohltätigkeitsverwaltung für drei Silbergroschen erhielten. Die Karnevals-Uniformen wurden nicht so klar als Karikaturen auf militärisches Gehabe verstanden wie heute. Stadthistoriker erkennen eine Anspielung auf die verlorene Selbstständigkeit Kölns und ihrer Institutionen als Reichsstadt. Eigene Uniformen hatte man als Provinzpreuße ja nun nicht mehr. Die einheitliche Narrenkappe dazu hat gar ein preußischer Offizier vorgeschlagen.

Die heutigen Oberen, die sorgengeplagt auf die feierwütige Masse blicken, kommen auf andere Ideen. Sie sperren eine beliebte Straße bis auf ein, zwei Zugänge und beklagen anschließend das unwürdige Gedränge. Als ob es sich bei dem Menschenstrom um Hochwasser handle, wird eine Ausweichfläche im Park ausgewiesen. Die grüne Partei, deren Sorge allein dem Rasen gilt, sorgt dafür, dass die sonst klamme Stadt 500.000 Euro rausschmeißt, um die Wiese mit Platten vor Trampelspuren zu schützen. Mit einer Idee, die aus Calvins lustfeindlichem Genf stammen könnte, konnten sich die Ökopreußen in Köln aber nicht durchsetzen: der Forderung, den auf der Uniwiese mit dem Segen der Obrigkeit Feiernden Alkohol und Musik zu verbieten.

If you’re going to San Francisco, you better go back in time

If you’re going to San Francisco, you better go back in time published on

[Drawn and coloured while listening to the albums recommended by Hagen Rudolph, author of the incredibly detailed Santana band-biography „Every step of the way“]