Werbung ist irreführend, gewiss, doch führt jene von NOLTE-Bier inhaltlich allzu weit in die Irre. Bier an sich ist niemandes Ziel, abgesehen allein von Angehörigen der ehrwürdigen Zunft der Brauer. Da es der Kölner Ich-möchtegern-brauen-Brauerei Nolte einer Brauerei im Stadtgebiet mangelt, lässt sie ihre Flaschen in Bayern füllen. So gesehen verfolgt sie als Produzent mit eigenem, wenn auch ferngebrauten Bier ein zwar glaubwürdiges, aber nur wenig originelles Ziel.
An Konsumenten gerichtet, die im Marketing auf der Straße bekanntlich angesprochen und gewonnen werden sollen, funktioniert der Slogan überhaupt nicht. Für sie ist Bier niemals Ziel, sondern immer Mittel zum Zweck, sogar für deren viele. Der Erfolg des beliebten Volksgetränks Bier speist sich gerade daraus, dass es so mehrzweckdienlich ist. Bier unterstützt den gesunden Appetit wie den ungesunden Auswurf, fördert die Geselligkeit ebenso wie die Einsamkeit, befördert die Partnerauswahl (vgl. „Der Zug hat keine Bremse“/Malle Anja) und torpediert diese (vgl. ebenda). Bier ist triebfördernder Treibstoff wie schlaffmachender Weichmacher. Bier ist ebenso Pre-Sex- wie After-Sport-geeignet. Niemals aber ist Bier dabei das Ziel. Es erfüllt keinen Selbstzweck.
Den Werkzeugcharakter des Genussmittels illustriert ein einfaches Gedankenexpertiment. Als hinzu kommender Kneipengänger zu später Stunde werden Sie vor die Wahl gestellt, wen an der Theke sie erobern möchten: ein anderes einsames Herz oder einen Zapfhahn? Statt vorschnell zu antworten, bedenken Sie: Ein Bier kann man sich nicht schöntrinken, einen unter Hast gefundenen Verkehrsteilnehmer sehr wohl! Ein schlechtes Bier schmeckt mit jedem Schluck schlechter, während ein zufällig verfügbarer Sexualkandidat mit jedem Schluck an Attraktivität gewinnt. Wir sehen: Wäre Bier wirklich das Ziel, ein jeder bliebe für sich.