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Im Brauhaus „Zum völkischen Völkchen“

Im Brauhaus „Zum völkischen Völkchen“ published on

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Die Botschaft des zeitlebens durch Steuergeld abgesicherten, darum wohl immer flott gelaunten und provokationsfröhlichen AfD-Parteiredners Björn Höcke an „unser liebes deutsches Volk“, d. h. an den „total besiegten“ Volkskörper, in dem „noch ein kleines Fünkchen Selbstbehauptungswille“ brennet usw. … Eine selten gewordene deutsche Shownummer, nun je.

Was am Abend des 17. Januar 2017 im Dresdener Ball- und Brauhaus Watzke stattdessen an viel Wichtigerem geschah, zumindest aus einer innersächsischen Perspektive:

Es traf ein in Thüringen ranghoher AfD-Politiker rheinländischer Abstammung auf übliche Pegida-Dresdner und verstand es, diese in ihrer lokalpatriotischen Einfalt und unfiltrierten Bierseligkeit so zu BAUCHMIEZELN, dass sie sich sogar dann zum Beifall animieren ließen, als er ihnen mit Blick auf die Jugend von morgen etwas von „neuen Preußen“ vorschwärmte.

Aus sächsischer Sicht traf sich da ein Haufen Landesverräter.

PS: Wirklich geschichtsbewusste Dresdner halten die Preußen, die ersten Flächenbombardierer ihrer Stadt, keineswegs für Vorbilder, sondern pflegen eine gewisse Animosität, etwa so wie auch die Bayern.

PS2: Bauchmiezeln ist ein landestypisches Wort für Bauchpinseln / Honig um den Bart schmieren / jmd. gewogen stimmen. Einwohner der sächsischen Landeshauptstadt gelten dafür als äußerst, äußerst anfällig.

Liebe deinen Nächsten vs. Fernsten

Liebe deinen Nächsten vs. Fernsten published on

Liebe deinen Nächsten vs. Fernsten 2016 Meinung ohne Ahnung

 

Jedem eine Bibel in die Hand zu drücken und wie Luther zu sagen, das ist die Bedienungsanleitung fürs Leben, nun mach mal schön selbst, du verstehst das schon richtig, hat leider auch gebracht: Jeder sucht und findet was anderes und interpretiert es, wie es ihm passt (z. B. den Begriff der NÄCHSTENLIEBE).

Darum gibt es auch keine protestantische Kirche. Vielmehr spaltet sich die Reformation allein in Deutschland neben den drei evangelischen Amtskirchen der Lutheraner, Reformierten und Unierten auf in immer mehr Betklubs für Sondergeschmäcker, in denen isolierteste Ansichten und Bibelworte zum Glaubenskern erkoren werden, zum Teil mit Anschluss an US-Megachurches. Manches dieser Religionsangebote nährt sich wie Luther von fetter Speise bestens von der Nachfrage nach Glauben als Instrument der Individualisierung und Selbstüberhöhung. Bei den Katholiken glauben die Leute auch so einiges und darunter ebenfalls manches Merkwürdiges, aber dort haben die Schafe einen Schäfer. 

Hypothese: Haben manche Anhänger der Reformatoren ein Problem mit Integration, weil für sie gerade die Desintegration des Glaubens entlang nationaler Grenzen das ist, wofür sie Luther liken?

Hände hoch, wenn ihr Opfer seid

Hände hoch, wenn ihr Opfer seid published on

Reaktion der Dresdner Demonstranten und Pegida-Ausflügler auf die Frage eines österreichischen Gastredners (der dauergekränkt wirkende junge Mann gehört zur Identitären Bewegung): Wer von euch kennt es, seine POLITISCHE MEINUNG in der Familie, unter Freunden, am Arbeitsplatz oder „bei den Eltern der neuen Freundin“ zurückhalten zu müssen? Ja: Wer kennt die Angst, dafür diskriminiert zu werden??

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Diesem individual- und massenpsychologisch interessanten Moment zufolge bilden BESORGTE BÜRGER keineswegs nur eine Vereinigung der Verfolgten des Merkel-Regimes (VVM), die sich von staatlichen Institutionen unterdrückt fühlen und deswegen folgerichtig rufen „MERKEL MUSS WEG!“. Vielmehr werfen sie diese Machenschaften auch ihren deutschen Mitbürgern vor, den Nicht-Meinungsgleichen, wie es im Polizeijargon heißt. Das Volk besteht demnach aus einer überwältigenden Zahl Unterdrückern (mit Regierungsunterstützung) und einer aufrechten Minderheit Unterdrückten. Alternativ halten Letztere die deutsche, mit ihnen nicht meinungsgleiche Mehrheitsgesellschaft für Idioten („LIEBER PATRIOT ALS IDIOT“) oder für manipuliert und ruhiggestellt: „MIT POKEMONS!“ (Link zur Rede).

Womöglich sind unbewältigte Kindheitstraumata der Grund, warum Debatten mit erregungswilligen Mitmenschen so freudvoll, aber sinnlos sind.