Es ist leicht geworden, die eigene Überforderung nicht privat anzugehen, sondern für ein gesellschaftliches Problem zu halten. Wer die Methode einmal so erfolgreich ausprobiert hat wie Charlotte Roche, muss in jeder Schwachheit einen Resonanzboden erkennen, der dem kleinen ICH fetzige Verstärkung zum großen WIR verleiht, und sei es in auch in einer frauenpolitisch unfruchtbaren, egozentrisch geführten Diskussion über sich selbst bedauernde Mütter. Kinder sind weder der Sinn des Lebens noch dessen Unsinn, zumindest nicht für Eltern, die einem sympathisch sind.

In der Church of REGRETTING MOTHERHOOD gibt’s natürlich nicht nur Regretterinnen, sondern auch Regretter.

Statt über väterlichen Frust zu sprechen, der sich auf der zweifelhaften Basis anekdotischer Evidenz (das heißt verallgemeinerter Einzelfälle) mindestens ebenso leicht aufgreifen lässt wie mütterliches Lamento, schnattert man lieber über die Memme Mama. Als ob es nicht unter beiden Geschlechtern ein paar Wankelwesen gäbe, die am liebsten nur noch Entscheidungen träfen, die sich leicht wieder zurücknehmen lassen.